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Wissenswertes über Plasma

Wissenswertes über Plasma

Plasma dient als Rohstoff für wichtige Wirkstoffe. Dazu zählen Immunglobuline, um Infektionen abzuwehren, Gerinnungsfaktoren, um Blutgerinnungsstörungen zu behandeln, sowie Albumin, um den Flüssigkeitshaushalt des Patienten bei massivem Blutverlust in Folge von schweren Verletzungen oder operativen Eingriffen stabil zu halten. Darüber hinaus kommt virusinaktiviertes und lagerfähiges Plasma in der Chirurgie zum Einsatz.

Bis zu 500.000 Liter Plasma werden jedes Jahr in Österreich gesammelt. Der Herstellungsprozess vom Zeitpunkt der Plasmaspende bis zum fertigen Plasmapräparat kann zwischen sieben und zwölf Monaten in Anspruch nehmen, weshalb ein kontinuierliches Sammeln von Plasma essenziell ist.

Steigender Bedarf

Neue Therapien, z.B. in der Onkologie, sorgen dafür, dass der Bedarf an Plasmapräparaten steigt. Vor allem Immunglobuline werden immer öfter gebraucht. Jedes Jahr erhöht sich ihr Bedarf um bis zu 8%. Zum Einsatz kommen sie bei der Behandlung von primären oder sekundären Immundefizienzen, bei vielen neurologischen Erkrankungen, bei seltenem Eiweißmangel sowie bei Lungenerkrankungen (Alpha-1-Antitrypsin). Arzneimittel aus Plasma gehören zu den Standardpräparaten auf Intensivstationen: Als Fibrinkleber bei chirurgischen Eingriffen, als Gerinnungsfaktorkonzentrat bei Blutgerinnungsstörungen sowie als Humanalbumin, um den Flüssigkeitshaushalt von Patient:innen bei massivem Blutverlust bei schweren Verletzungen oder operativen Eingriffen stabil zu halten.

Bewusstsein stärken!

Plasmabasierte Arzneimittel sind überlebenswichtig. Um Patient:innen mit einem angeborenen Immundefekt ein Jahr lang versorgen zu können, werden durchschnittlich 130 Plasmaspenden benötigt, bei einer chronisch inflammatorisch demyelinisierenden Polyneuropathie oder neurologischen Dysfunktionen können es rund 450 Plasmaspenden sein. Auch wenn der Herstellungsprozess heutzutage unter Einsatz fortschrittlichster Technik abläuft, so dauert es dennoch sieben bis zwölf Monate von der Spende bis zur behördlichen Freigabe eines aus Plasma hergestellten und getesteten Arzneimittels. Ein konstantes Spendenaufkommen ist daher notwendig, um Patient:innen mit lebensrettenden Therapien kontinuierlich zu versorgen. Zum Plasmaspenden sind in Österreich alle Menschen zwischen 18 und 60 Jahren zugelassen. Sie müssen sich gesund fühlen und telefonisch einen Spende-Termin beim nächstgelegenen Plasmazentrum vereinbaren. Jede einzelne Spende trägt dazu bei, die Gesundheitsversorgung der Österreicher:innen nachhaltig sicher zu stellen.

Wien - Welthauptstadt in der Herstellung von Plasmaprodukten

Weltweit werden jährlich über 20 Millionen Liter Blutplasma, welches mittels Plasmapherese gewonnen wurde, zu Plasmaderivaten verarbeitet. Wien hat von allen Hauptstädten der Welt die größte Kapazität. Ein Fünftel des weltweiten  Volumens wird hier in seine Bestandteile aufgetrennt (fraktioniert). Die ansässigen Pharma-Unternehmen verarbeiten an ihren Wiener Standorten 4 Millionen Liter Blutplasma pro Jahr. 95 Prozent der dabei gewonnenen Produkte gehen in den weltweiten Export. Leider ist das Aufkommen an Plasmaspenden in Österreich, wie auch weltweit, in den letzten Jahren stark gesunken und liegt mittlerweile über mehr als ein Drittel unter dem Niveau von 2019 – dem Jahr vor der COVID-19-Pandemie. Bis zu 5,15 Millionen Liter Blutplasma fehlen jährlich in der Versorgung der EU-Länder und müssen aus den USA importiert werden. Etwa ein Viertel des Landesbedarfs lassen sich in Österreich durch Blutspenden decken. Der restliche und damit überwiegende Anteil des gespendeten Blutplasmas stammt aus der Plasmapherese.

Glossar

Albumin: mengenmäßig häufigster Eiweißbestandteil des Plasmas, erfüllt verschiedenste Transportfunktionen, reguliert und stabilisiert den Wasserhaushalt des Körpers
Alpha-1-Antitrypsin: Plasmaprotein, das Körpergewebe vor Entzündungsprozessen schützt
Antikoagulantien: Gerinnungshemmende Mittel
Autoimmunerkrankung: Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet, was zu schweren Entzündungen führen kann
Blutplasma: flüssiger, zellfreier Teil des Blutes
Fibrin: vernetzter „Klebstoff“ der Blutgerinnung
Fraktionierung: Auftrennung des Plasmas in die einzelnen Bestandteile (Eiweißstoffe
Gerinnungsfaktoren: Plasmaeiweißstoffe, notwendig für die Blutgerinnung (z.B. Faktor VIII, Faktor IX, Von Willebrand Faktor)
Hämophilie: Störung der Blutgerinnung Immunglobuline Antikörper
Immunglobuline: Antikörper (bestehend aus Proteinen) die beispielsweise im Rahmen der Therapie von Autoimmun-Erkrankungen zum Einsatz kommen
Lungenemphysem: chronischer Lungenschaden, Einschränkung der Lungenfunktion
Plasmapherese: maschinelle Gewinnung des Plasmas aus dem Blut während der Spende
Primäre Immundefekte: Angeborene Schwäche des Immunsystems
Proteine: Eiweißstoffe
Sekundäre Immundefekte: Erworbene Schwäche des Immunsystems
Seltene Erkrankung: Erkrankung, die weniger als 5 von 10.000 Menschen betrifft
Thrombozyten: Blutplättchen, notwendig für die Blutgerinnung
Von Willebrand-Jürgens-Syndrom: angeborene erhöhte Blutungsneigung

 

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