• Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs
  • 120 Mitgliedsunternehmen für die Arzneimittelversorgung - freiwillige, unabhängige Interessenvertretung
  • Solidarischer Partner im Gesundheitssystem

Zwischen Kostendruck und Versorgungslücke: Warum Innovation kein Luxus ist.

Zwischen Kostendruck und Versorgungslücke: Warum Innovation kein Luxus ist.
  • KOMMENTAR
  • 28.10.2025

Das österreichische Gesundheitssystem steht unter Druck: der demografische Wandel, chronische Erkrankungen und neue Therapiebedarfe verlangen nach Lösungen, die über das Bestehende hinausgehen. Doch statt Fortschritt zu fördern, wird er oft misstrauisch beäugt. Wer glaubt, wir könnten uns Innovation sparen, um Kosten zu dämpfen, gefährdet am Ende genau das, was er zu schützen vorgibt: eine funktionierende Versorgung.

Innovation ist kein Kostentreiber, sondern ein Problemlöser

Ja, innovative Arzneimittel können als Kostenfaktor gesehen werden, aber das wird ihnen nicht gerecht. Denn es klammert aus, was sie gesellschaftlich und wirtschaftlich bewirken können. Sie senken auch Kosten – indem sie Spitalsaufenthalte verkürzen, Pflegebedarf reduzieren und Menschen schneller in den Alltag oder ins Berufsleben zurückbringen. Sie verlängern Leben, verbessern Lebensqualität und entlasten das System dort, wo es am empfindlichsten ist. Studien zeigen eindeutig: Pharmazeutische Innovationen sind ein Hauptgrund, warum wir heute länger und gesünder leben.

Ein System im Wandel braucht den Mut, mitzuwachsen

Steigende Arzneimittelausgaben sind kein Ausdruck von Verschwendung, sondern spiegeln ein System im Wandel wider: höhere Lebenserwartung, größerer Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung, dadurch mehr Leistungsabruf im System und nicht zuletzt immer komplexere zielgerichtete Therapien. 

Was diesen Wandel ausbremst, ist hausgemacht – Bürokratie, Doppelgleisigkeiten, ineffiziente Prozesse. Sie verhindern immer wieder, dass Leistungen und damit auch innovative Therapien genau dort ankommen, wo sie gebraucht werden: bei den Patientinnen und Patienten.

Ohne Wertschätzung für Innovation gibt es keine Versorgungssicherheit

Neue Therapien fallen nicht vom Himmel. Sie müssen erforscht, entwickelt, produziert und schließlich aber eben auch fair vergütet werden. Forschung und Produktion spielen in der Regel sehr gut zusammen. Aber wenn es um Preis- und Erstattungsfragen geht, wird die Versorgungslage oft zur Verhandlungssache.

Wenn man Innovationen ihren Mehrwert abspricht oder sie als „nicht wirklich neu“ abtut, sendet man ein fatales Signal: dass Fortschritt keinen Platz hat. Die Folge? Oftmals ein zumindest zeitlich verzögerter Zugang in einzelnen Ländern. Dadurch verlängern sich Krankheitsverläufe, steigen Komplikationsraten und sinken Heilungs- oder Überlebenschancen. Besonders betroffen sind Bereiche mit hohem medizinischem Fortschritt, etwa die Onkologie und damit oft auch seltene Erkrankungen, wo zunehmend Immun- oder Gentherapien zum Einsatz kommen.

Ohne finanzielle Anerkennung für Innovation sinkt der Anreiz, neue Therapieansätze zu erforschen, seltene Krankheiten zu adressieren oder bestehende Behandlungen weiterzuentwickeln. Langfristig führt das zu einer „medizinischen Stagnation“: Der Fortschritt findet weiter statt – aber anderswo.

Österreich hat die Wahl

Ein Gesundheitssystem, das Innovationen nicht finanzieren will, spart nicht – es verschiebt Kosten, verliert Wissen, Wettbewerbsfähigkeit und letztlich das Vertrauen der Menschen. Innovation ist keine Frage des Luxus. Sie ist die Grundlage dafür, dass Versorgung auch morgen noch funktioniert.

  • Mag. Alexander Herzog
    Mag. Alexander Herzog
    Secretary General

Share