Die verpflichtende Meldung von Lieferverzögerungen bei Arzneimitteln und ein temporäres Exportverbot treten mit 1. April 2020 in Kraft. Ab dann müssen Zulassungsinhaber dem Bundesamt für Sicherheit und Gesundheit melden, wenn ein verschreibungspflichtiges Medikament voraussichtlich länger als zwei bzw. vier Wochen nicht oder nur eingeschränkt lieferbar ist. So lange diese Arzneimittel im Register aufscheinen, dürfen sie nicht exportiert werden.
Die Verordnung ist ein wichtiger erster Schritt in der Bekämpfung von Lieferschwierigkeiten bei Arzneimitteln. Sie ist auch das Ergebnis einer guten und intensiven Zusammenarbeit der pharmazeutischen Industrie mit dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, den Apothekern und dem Großhandel.
Was wir uns von dieser Maßnahme erhoffen, ist mehr Transparenz in der Lieferkette und valide Daten darüber, wie der Vertriebsweg von Arzneimitteln in Österreich ist und wo bzw. warum es immer wieder eine Diskrepanz gibt zwischen der von Zulassungsinhabern ausgelieferten Menge und den in Apotheken bzw. beim Großhandel verfügbaren Mengen. Mit diesem Wissen können wir konkrete nächste Schritte setzen.
Letztlich muss das Problem aber an der Wurzel gepackt werden. Und diese liegt unter anderem in der Auslagerung der Produktion und vor allem an den laufend sinkenden Arzneimittelpreisen. Wird weiter an der Preisschraube gedreht und immer weniger für Arzneimittel bezahlt, ist eine konkurrenzfähige Produktion in Österreich oder der Europäischen Union noch weniger wirtschaftlich. Steuererleichterungen oder wirtschaftliche Anreize würden dazu beitragen, die Produktion in Österreich wieder attraktiv zu machen.
Passiert nichts, sind die Folgen absehbar: die Produktion wird weiter abwandern und ins außereuropäische Ausland verlagert. Zum Beispiel nach Asien und damit weit weg von Österreich und unseren Patienten. Je näher die Produktion an den Patienten dran ist, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Produkte ohne Zwischenfälle zu den Patienten gelangen. Das wird sicherlich nicht uneingeschränkt möglich sein und es wäre blauäugig zu glauben, dass der gesamte Produktionszyklus (ob von Arzneimitteln oder anderen Produkten) nun plötzlich wieder in Europa bespielt werden könnte. Dennoch müssen wir langfristig und zum Wohle unserer Wirtschaft, vor allem aber jenem unserer Patienten, daran arbeiten, wieder unabhängiger zu werden.